Vereine stark machen

Unter dem Motto „ VEREINE STARK MACHEN für Vielfalt im Fußball“ veranstaltete der Berliner Fußball-Verband gemeinsam mit dem Bündnis für Demokratie und Toleranz, der Landeskommission Berlin gegen Gewalt und dem LSVD am 2. November 2012 eine Workshop-Veranstaltung. Auf Einladung des BFV nahmen zwei Vertreter der Eintracht Falkensee an dieser Veranstaltung und die beiden unten stehenden Workshops teil.

Workshop 2 – Kinderschutz, Gewaltprävention oder Suchtprävention… Was hat das mit Fußball zu tun?

Was sollen Vereine denn noch alles machen? Müssen wir jetzt auch noch die Sozialarbeit übernehmen, reichen nicht die sportliche Ausbildung und der geordnete Spielbetrieb? In diesem Workshop wollen wir uns über bestehende Angebote austauschen und diese gemeinsam weiterentwickeln.

Leitung: Rahman Satti, BFDT

Input: Gerd Liesegang, Vizepräsident des BFV und Boris Knoblich, Tannenhof e. V. „Junger Fußball in Berlin“

Workshop 3 – „Was hinter den vier Wänden zu Hause passiert ist mir doch egal, Hauptsache auf dem Platz wird Leistung gebracht!“

Diese und viele andere Sätze hören wir öfter, wenn es um das Thema Fußball und Homosexualität geht. Ist es wirklich so? Ist nur die Leistung auf dem Platz wichtig und sonst nix? Wir wollen in diesem Workshop schauen, ob es im Fußball wirklich keine Rolle spielt, welche Sexualität mein Gegenüber hat.

Leitung: Torsten Siebert, LSVD „Soccer Sound“ und Christian Rudolph, LSVD „Soccer gegen Homophobie“

Input: Almut Sülzle, Journalistin & Autorin und Markus Delmer, Queer Football Fanclubs

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Zusammenfassung Workshop 2 Rüdiger Hähnel

Zunächst gab  Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner Fußballverbandes, einen Input zum Thema. Seit 1998 ist er dort für die Gewaltprävention zuständig. Er schuf diese Position, nachdem er bei eigenen Problemen keinen Ansprechpartner beim Verband fand. Seit 2009 wird auch der Kinderschutz in besonderem Maß verfolgt. Man wurde aufmerksam, als nach einer Aktion der Polizei etliche Trainer und Betreuer aus Vereinen in einer Kinderpornodatei gefunden wurden. Bis 2009 gab es monatlich eine Anzeige gegen Trainer wegen sexueller Belästigung. Nachdem die Meldung von neuen Trainern und Betreuern beim Verband eingeführt wurde, wurde diese Rate drastisch gesenkt. Durch die Meldung können die Wege bekannter Täter rechtzeitig erkannt werden und diese aus den Vereinen herausgezogen werden. Ebenfalls eingeführt wurde die Forderung für Trainer, ein erweitertes Führungszeugnis vorzulegen. Bei der Eintracht ist das obligatorisch.

Jugendschutz fängt bei den Trainern und Eltern an. Es gibt Eltern am Spielfeldrand, die verbal die Fassung verlieren. Trainer sind immer als Vorbilder zu sehen und sollten auch dementsprechend agieren. Nicht nur den Kindern gegenüber, sondern auch den Schiedsrichtern gegenüber.

Dann gab es eine angeregte Diskussionsrunde zu den Problemen in einigen Berliner Fußballvereinen. Das fängt bei Einstiegsdrogen an und geht über Schlägereien bis zu Siegesfeiern mit mehr als ausreichend Alkohol.

Zum Abschluss stellten sich einige der Teilnehmer selbst Aufgaben, die sie bis zum nächsten Jahr erledigen wollen. Da gab es die Vorhaben, im eigenen Verein Eltern zu Regelkundekursen zu entsenden, damit sie Schiedsrichteraufgaben bei Spielen übernehmen können, oder alle Betreuer eines Vereines den vom BVF neu eingeführten „Betreuerführerschein“ machen zu lassen. Ebenso wollen sich einige Vereine in den Kiezzeitungen  vorstellen, um so für mehr Toleranz zu werben.

Damit endete der Workshop. Es gab viele Anregungen die sicherlich auch in unserem Verein  Anwendung finden werden. Es war ein sehr interessanter und kurzweiliger Abend, der in der anschließenden Gesprächsrunde mit Vertretern aus Politik, Sport und Verbänden sein Ende fand. Die Ergebnisse der einzelnen Workshops wurden vorgetragen und in Forderungen formuliert.

Zusammenfassung Workshop 3 Lothar M. Lappöhn

Rassismus, diskriminierende Äußerungen, Verunglimpfungen und Beleidigungen sind Phänomene unserer Gesellschaft. Im Fußball kommen sie offen zum Vorschein, auch werden sie oftmals toleriert, „weil das eben dazugehört“. Die Gleichbehandlung eines jeden Menschen und die Einhaltung der Regeln durch alle sind entscheidend für ein harmonisches Miteinander im Leben und somit im Fußball.

Vielfalt und Chancengleichheit sind unsere Vereinsziele und fest in unserer Satzung verankert.

Es entwickelte sich eine rege Diskussion zum Thema Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Frauen vom Projekt „Discover Football“ engagieren sich für Gleichberechtigung, Emanzipation und Frauenrechte – gerade auch im Fußball. Sie schilderten eindrucksvoll von ihren großen Anstrengungen, den Fraunenfußball in allen gesellschaftlichen Bereichen zu etablieren. In der Folge diskutierten wir über die Frage, welche Rolle die sexuelle Indentität im Fußball spielt. Markus Delmer informierte über viele beispielhafte Fanprojekte, u.a. bei Mainz 05. Christian Rudolph skizzierte das Projekt „Fußballfans gegen Homophobie“. Während in mitteleuropäischen Ländern seit Jahren ein gesamtgesellschaftlicher Prozess konstantiert werden kann, der es homosexuellen Menschen mehr und mehr gestattet, ihre Sexualität nicht verbergen zu müssen und auch im öffentlichen Leben, in Politik und Kultur preizugeben, scheinen dennoch Teile dieser Gesellschaft davon weitestgehend unberührt zu bleiben. Paradebeispiel hierfür ist der Fußballsport, insbesondere da wo er von Männern ausgeübt wird, und seine Anhänger. Die Fankurve wie auch Mannschafts-, Vereins- oder Verbandsgefüge scheinen, ungeachtet emanzipatorischer Errungenschaften der Gesellschaft die sie umgibt, weiterhin ein Reservat obsoleter Männlichkeitsvorstellungen darzustellen. Mit Männern assoziierte Stereotype wie Härte, Kampfgeist oder Durchsetzungsvermögen, die für den Fußballer als unabdingbar gelten, werden exklusiv dem heterosexuellen Spieler Spieler zugeschrieben.

Es gab viele Denkanstösse und die große Freude, dass sich viele Menschen für eine moderne Ausrichtung der Sportvereine engagieren. Die Ergebnisse aller Workshops werden aktuell zusammengefasst. Wir werden sie auf unserer Homepage veröffentlichen.