Gänsehautmomente bei den Turboschnecken

Sonntag, 05.02.2023, es ist 12.00 Uhr mittags. Eine 18 Kopf starke Truppe macht sich auf den Weg nach Angermünde, wo der Kerkower SC zum 4. Hallenmasters eingeladen hatte. Die D2 war noch nie bei einem Turnier, also dachte sie sich „Hey, warum nicht mal etwas weiter weg und in die weite Welt – na ja, zumindest eine andere Stadt fußballtechnisch kennenlernen?“ Völlig unerfahren fuhren wir also die knappen 90 Minuten dorthin, um einen unglaublichen Sonntagnachmittag zu erleben.

Wie immer fröhlich und gut gelaunt kamen Spieler, Trainer, Betreuer und Eltern an und wurden herzlichst empfangen. Die Jungs durften offiziell vor den prall gefüllten Rängen einlaufen – Musik, Nebelmaschine, Ansagen – wie bei den Profis, und man merkte den Jungs an, dass es etwas völlig Neues war und so mancher Mund stand offen.

Um 14.54 Uhr war es soweit, das erste Turnierspiel begann und die Jungs waren nervös ohne Ende, und nach ein paar Minuten lagen wir auch schon 0:1 hinten. Mund abwischen und weiter riefen sie sich zu, und mit einem tollen Distanzschuss besorgte Moritz W. den Ausgleich. Zum ersten Mal Jubel für unsere Jungs, das entfachte dann das Feuer. Moritz S. und Julien machten mit dem 3:1 den Sack zu und alle fielen sich nach Abpfiff in die Arme.

Jedoch, was kommt bekanntlich vor dem Fall? Richtig, im 2. Spiel gegen die Einheit aus Strasburg taten sich unsere „Männer“ extrem schwer. Viel zu leichtsinnig wurden Chancen vergeben und auch Chancen der Gegner zugelassen, bis sich Kapitän Lukas ein Herz nahm und das entscheidende 1:0 besorgte.

Parallel besiegte in der Gruppe B die Fortuna aus Britz (Eberswalde) die Gegner teils hoch, und somit wollte unsere D2 natürlich diesen Gegner im Halbfinale vermeiden – ein Sieg gegen den Gastgeber aus Kerkow musste her und die „Turbos“ spielten sich im dritten Spiel in einen Rausch. Moritz S. und Julien mit einem Doppelpack machten das Spiel klar, und auch Torhüter Max konnte seine katzenhaften Reflexe das ein oder andere Mal unter Beweis stellen.

Die Turbos zum ersten Mal in einem Halbfinale – die Jungs wurden richtig nervös, vom Trainerteam ganz zu schweigen. Die Toilette wurde der beste Freund des Co-Trainers. Wir wären nicht die lustigen verrückten Turbos, wenn wir nicht auch die Halle zum Schmunzeln bringen würden. Während wir zur Beruhigung in der Kabine rumalberten, wurde der Spielplan geändert, und die ganze Halle inkl. unserem Gegner aus Vierraden wartete auf uns, während wir uns noch ausmalten, auf welchen Gegner wir gerne später mal in der Champions League treffen wollen würden. Als uns dann der Ruf ereilte, sprinteten wir in die Halle und sorgten für leichtes Schmunzeln bei allen – die Sympathie war nun auf unserer Seite. Auch in diesem Spiel gab es Chancen in Hülle und Fülle auf beiden Seiten, und Moritz S. schoss dann den entscheidenden Siegtreffer, der uns den Finaleinzug bescherte.

Finale – in der Kabine, dieses Mal rechtzeitig, mussten wir uns das erstmal auf der Zunge zergehen lassen – F I N A L E – so was kannten wir bis dato nicht. Entsprechend aufgeregt waren unsere Spieler. Es wurde gefachsimpelt: wie konnten wir diesen scheinbar übermächtigen Gegner besiegen? Wir einigten uns gemeinsam, die Spielweise zu ändern und sehr defensiv zu stehen und auf Konter zu lauern. Nun standen wir auf dem Feld, der Puls schoss in die Höhe, bei allen in der Halle, und es begann. Nach zwei Minuten klingelte es im Kasten der Gegner: Moritz S. hatte nach Vorarbeit von Julien eiskalt eingenetzt – die Halle bebte und es wurden die längsten 10 Minuten unseres Lebens. Britz gab alles und schien uns zu überrollen – und nun kam unsere größte Stärke zum Tragen -> gemeinsamer Kampf, Leidenschaft und Wille war gefragt und wurde förmlich auf dem Platz zelebriert. Es wurde verteidigt, gerannt, gekämpft. Britz traf zweimal den Pfosten, feuerte gefühlt im Sekundentakt aufs Tor, ein Treffer wurde sogar aberkannt, weil nicht regelkonform erzielt, und die Mannschaft um Kapitän Lukas und Torwart Max ließen in diesen 10 Minuten keinen Treffer zu. Die letzten 30 Sekunden, Julien hatte sogar noch die Chance zum 2:0 auf dem Fuß, und dann, 10,9,8,7,6,5,4,3,2,1… Abpfiff! Die Halle jubelte, und wir lagen uns allen mit Tränen in den Augen jubelschreiend in den Armen. 

Zum ersten Mal hatten wir etwas gewonnen, zum ersten Mal konnten wir bei einer Siegerehrung den Pokal in den Händen halten – und als Kirsche auf der Torte wurde Julien auch noch als einer der besten Spieler in das Allstar-Team einberufen. Verdammt warm wurde es dann nochmal in der Halle und die Augen des Co-Trainers und auch der anderen Eltern fingen nochmal mächtig an zu schwitzen.

Alles in allem ein toller Tag mit unglaublich viel Spaß und Emotionen. Jetzt, einen Tag später, mit etwas Abstand betrachtet bleibt jedoch ein Satz hängen, der alles andere in den Schatten stellt: „Danke liebes Trainerteam, dass ihr uns so einen tollen Nachmittag ermöglicht habt.“ Kein Pokal, keine Medaille kann das ersetzen, was die Kids an jenem Nachmittag erlebt haben – Gemeinschaft, Teamfähigkeit, Sport und Spaß. Somit fuhren wir alle glücklich und zufrieden nach Hause. Wir nehmen den Satz gerne auf und sagen „Danke, lieber Kerkower SC, dass ihr uns diesen tollen Nachmittag ermöglicht habt – wir kommen gerne wieder!“