Eintracht besucht Schulung zu kindgerechtem Fußball – Fair Play 4.0 – FUNino

Wie wir schon berichtet haben, ändert sich gerade in einigen Regionen Deutschlands die Art und Weise wie wir Kinderfußball spielen lassen dramatisch. Eine treibende Kraft dahinter ist, vor allem in Bayern, Prof. Dr. Lochmann. Er spielt aktuell eine entscheidende Rolle bei der Anpassung des Kinderfußballs an die Bedürfnisse unserer Kinder. Unter dem Thema „Fortbildung zur Zukunft des Kinder – und Jugendfußballs“ organisierte die Kinder – und Jugendfußballstiftung Jena am 1. April ein vierstündiges Seminar, indem Her Lochmann aufzeigte, was fast überall auf der Welt im Kinderfußball schief läuft und wie eine Lösungsform aussehen kann. Die Chance Informationen aus erster Hand zu erhalten, wollten wir nicht ungenutzt lassen, so machten sich Claudia und Martin bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg nach Jena, um zunächst in einem theoretischen Teil erläutert zu bekommen, warum es so wichtig wäre, die Stellschrauben des Kinderfußballs neu zu justieren.

Ausgangspunkt seines Vortrags waren die „10 Goldenen Regeln des Kinderfußballs“, aufgestellt vom Deutschen Fußballbund und wie sie im alltäglichen Spielbetrieb berücksichtigt werden. Die typische Spielweise für F-Jugendliche und oft auch für unsere Minikicker in der G-Jugend ist das typische 7 gegen 7 mit Fußbällen der Größe 5 auf 5mx2m-Halbfeldtore. Ergebnis: Alle zehn Regeln werden aufgrund dieser Organisationsform gebrochen und das Wochenende für Wochenende in ganz Deutschland:

1. Spaß und Freude am Sport fördern -> Das Spielchaos, dass im 7 gegen 7 entsteht, ist oft so groß, dass Trainer und Eltern mit heiserer Stimme danach nach Hause fahren.
2. Auf einfache Regeln, leichte Bälle, kleiner Felder achten -> Ballgröße 5 statt 3; Spiele übers ganze Halbfeld
3. Kleine Spielgruppen bilden -> Im 7 gegen 7 sind 14 (!!!) Akteure auf dem Feld.
4. Jedem Kind einen Ball geben -> Viele Kinder haben fast gar keine Ballkontakte. Und viele gar keine, weil sie gar nicht mitmachen dürfen.
5. Auf kurze Spielzeiten achten -> Regelspielzeit ist 2 x 20 Minuten. Sport-medizinisch erwiesen ist, dass ein Spiel eher 7-8 Minuten dauern sollte, um dann nach kurzer Pause weiterzuspielen.
6. Kurz erklären und vormachen
7. Viele Ballkontakte ermöglichen -> Es sind meist die weit entwickelten Kinder, die die meisten Ballkontakte auf sich vereinen.
8. Vielseitige Bewegungsaufgaben anbieten -> Für die meisten Kinder ähnelt das 7gegen einem leichten Dauerlauf.
9. Kinder auf allen Positionen spielen lassen -> Viel zu oft sieht man, wie Kinder auf Positionen fixiert werden und insbesondere in der Abwehr und im Tor gibt es nur sehr wenig Spielspaß.
10. Spielerische Aufgaben stellen -> Das Spiel ist zu eintönig gestaltet und wenig abwechslungsreich.

Weitergehend kann man auch darüber diskutieren, ob die Fehler, die wir im Kinderfußball machen nicht sogar die Rechte unserer Kinder beschneiden. Gleichheit („Du darfst spielen und du nicht.“) und Gewaltfreie Erziehung (Anbrüllen ist auch eine Form von Gewalt) sind nur zwei offensichtliche Fälle.

Die Antwort zur Lösung des Problems lautet FUNino, ein Konzept, dass vor 30 Jahren in Barcelona, erfunden wurde. Interessanterweise war einer der Organisatoren aus dem Leistungszentrum von Carl Zeiss als Hospitant beim FC Barcelona aktiv und konnte bestätigten, dass das tatsächlich auch immer noch dort gespielt wird. Es scheint das bisher beste System zu sein, um alle Kinder am Fußballspiel zu beteiligen. Herr Lochmann zeigte sich aber auch offen gegenüber anderen Spielformen. Sollte es eine geeignetere Form geben, dann müsste man das System halt wieder anpassen. Wichtig ist, dass man offen für Neues bleibt und im Interesse der Kinder handelt. Der Theorieteil wurde abgeschlossen mit einer Vielzahl von erhobenen Daten und Messungen, die nicht nur die fußballerischen sondern auch gesundheitsfördernden Vorteile von FUNino belegen.

Danach ging es dann raus auf den Platz und 24 Jenaer Kinder (vermutlich ältere F-Jugend) waren heiß auf Fußball. Zunächst sollten sich noch einmal zur Demonstration im 7 gegen 7 spielen und man konnte schnell sehen, dass viele Kinder oft nur passiv bleiben, ganz zu schweigen von denen, die gar nicht mitspielen konnten. Nach kurzer Zeit erfolgte dann der Wechsel auf 3 FUNino-Felder und nach kurzer Eingewöhnungszeit, ging es im 7-Minutenrhytmus hoch und runter. Man konnte förmlich sehen, wie die Gesichter von Minute zu Minute roter wurden. Es wurden verschiedene Formen des Funino aufgezeigt , um auch verschiedene Situationen aus dem großen Fußballspiel immer wieder in spielerischer Form zu trainieren; Gegenerdruck von hinten, Zeitdruck, hoch stehende Verteidigung, Pressing. Insgesamt gibt es 50 verschiedene Funino-Varianten, mit denen sich unterschiedliche Aspekte des Spiels zu simulieren.

Die Spiele wurden natürlich immer wieder durch Trinkpausen unterbrochen und ganz interessant war es auch mal live zu sehen, wie Horst Weins propagierte Idee vom „Stimulieren und nicht instruieren“ umgesetzt wurde. Die Kinder sollten immer wieder eigenständige Lösungen zu unterschiedlichen Problemen finden anstatt immer alles serviert zu bekommen. Und erstaunlicherweise hat das richtig gut funktioniert; kurz einen Kreis gebildet zur Mannschaftsbesprechung und danach gleich die Lösung auf dem Feld gezeigt. Leider wurden wir von Blitz und Donner gestört, so dass wir etwas früher aufhören mussten.

Alles in allem war es eine tolle Weiterbildung, für die sich der Weg auf jeden Fall gelohnt hat. Jetzt heiß es als nächsten Schritt Herrn Lochmann nach Berlin/ Brandenburg zu holen, um auch hier noch mehr zum Nachdenken anzuregen. Die G-Jugend arbeitet so oder so weiter am Ziel einer eigenen FUNino-Liga, idealerweise mit Unterstützung des Verbands.

Quellenangabe: DFB

 

Quellenangabe: Unicef