Die schönsten 120 Minuten seit einer Ewigkeit– Einblicke eines Newbies

Sonntag Vormittag in Nauen, es ist 09.30 Uhr, wundervolle 18 Grad hängen in der Luft, ich bin bereits das erste Mal durchgeschwitzt. Die Nacht kaum geschlafen, am Vorabend immer und immer wieder alles durchgegangen: hab ich alles dabei – hab ich alle Regeln im Kopf – kommen alle pünktlich – worauf muss ich achten vor Beginn – wie spreche ich die Kids an usw. Das erste Mal an der Linie mit dem Haupttrainer Matze zu stehen klang vor einigen Tagen noch so einfach, aber nun wurde es Ernst.

Die Kids trudelten ein, alle entspannt und gut drauf, keine Nervosität, obwohl es für uns alle das erste Mal gemeinsam in einem Pokal war. Die beiden „Beißer“ Max und Moritz, die Falkenseer Eichen Marek und Nick, die lebende Torwartlegende Marvin, die beiden Flügelflitzer Julien und Lewi, Lukas die Torwalze, die beiden „Wühler“ Anton und Theodor schauten mich mit ihrem umwerfenden Grübchen-Lächeln an und ich wusste, egal was kommt , es wird eine tolle Zeit.

Spielanpfiff: der Rasen noch nass und das Spiel nahm Fahrt auf. Die ersten 5 Minuten brauchten beide Mannschaften, um sich zurecht zu finden, aber von Beginn an war Leidenschaft und Wille zu sehen. Ich fing an, vor Aufregung gefühlt ein Kilo nach dem anderen auszuschwitzen, während mein Chef neben mir entspannt blieb. Dann fielen relativ schnell die ersten Tore für Nauen in Folge von leichten individuellen Fehlern. Aber nun geschah etwas ganz Erstaunliches, womit ich im Leben nicht gerechnet hätte:

Die Jungs gaben nicht auf, im Gegenteil, sie legten nochmals zu und rannten und kämpften und spielten und zwangen den Gegner in den letzten 5 Minuten der 1. Halbzeit in die Defensive. Nur der Abpfiff zur Halbzeit rettete Nauen vor unserem ersten Tor. Die Jungs kamen sofort vom Platz zu uns, und statt wie ich bereits geistig an einem Sauerstoffzelt zu hängen, wurde kurz getrunken, munter diskutiert und dann Positionen getauscht. Ich hätte nach diesem Laufpensum nach 25 Minuten nicht mal mehr die Kraft gehabt, mich überhaupt noch irgendwo hin zu bewegen, aber die Jungs sprinteten sofort auf den Platz und lauerten auf den Anpfiff. Dieser kam und zack, lag der Ball kurze Zeit später im Nauener Kasten. Neben dem permanenten Stolz auf die Jungs war dieses einer der berühmten „Igelschnauzen-Momente“ – ich bekam Gänsehaut pur und möchte auch meinen, für einen kurzen Moment ganz leicht geschwitzt zu haben unter den Augenlidern, aber psssst!

Die Kraft ließ dennoch leicht nach und nach einigen kleinen weiteren Fehlern fiel noch das ein oder andere Tor verdient für die Nauener. Dennoch haben unsere Jungs vom Einsatz und vom Willen her niemals auch nur eine Sekunde nachgelassen. Nach 50 Minuten war Schluss und ich um mehrere Erfahrungen reicher: 1.Trinke niemals viel Kaffee oder Energy-Drinks während eines Spiels, wenn du nicht zur Toilette gehen kannst. Das geht dann fast in die Hose. 2. Sieg oder Niederlage ist absolut zweitrangig – der Einsatz, die Freude der Kinder am Spiel, das ist einzig und allein das, was zählt.

Ich ziehe ab sofort vor jedem Trainer weltweit meinen Hut, und betrachte insbesondere unsere Trainer aus unserem Verein mit völlig anderen Augen – Was ihr bedenken müsst, beachten müsst, welche Entscheidungen ihr treffen müsst, wie ihr mitfiebert, mitleidet, euch ärgert, euch freut, all das durfte ich bei der verdammt knappen 11:1-Niederlage miterleben. Ich danke den o.g. Kindern für diese tolle Erfahrung, meinem Cheftrainer Matze für die Einführung und Unterstützung und dem Verein für diese Chance, die ich erhalten habe.