Die Funiño Super League bei Eintracht Falkensee – Kindgerechte Fußballturniere

Abseits vom großen Geschäft des Profifußballs vollzieht sich in einigen Teilen der Republik aktuell eine kleine Revolution im Fußball, genauer gesagt im Kinderfußball.

Die meisten Menschen verstehen unter Fußball das Spiel 11 gegen 11 auf zwei Tore. Mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres wird die Ausbildung eines Fußballspielers mehr oder weniger abgeschlossen. Jetzt sollen die Spieler bereit sein, um in die Männer-/ Frauenmannschaft ihres Vereins aufzurücken, um in dieser Spielform erfolgreich spielen zu können. Seit dem Ausbildungsbeginn, häufig schon mit vier oder fünf Jahren, sind dann 13-14 Jahre vergangen. Eine Zeit in der Kinder in der Schule beispielsweise kontinuierlich neuen Stoff vermittelt bekommen. Man fängt mit dem ABC und dem 1×1 an und entwickelt sich schrittweise weiter bis hin zur Interpretation von Goethes Faust oder der Differentialrechnung.
Im Fußball hingegen gibt es diese feine Abstufung meist nicht. Mit sieben Jahren wird in der Regel in der F-Jugend bereits im 7 gegen 7 über ein reduziertes Halbfeld gespielt bis dann mit 13/14 Jahren im C-Bereich die zweite und damit finale Stufe, das 11 gegen 11 auf dem Großfeld, folgt.

Zu diesem Zeitpunkt wird man leider aber schon wieder viele Kinder, die einst begeistert ihren Idolen nacheifern wollten, verloren haben. Laut DFB ist die Anzahl der Juniorenmannschaften im Zeitraum von 2010 bis 2014 um fast 13% gesunken, obwohl die Bevölkerungsgruppe der 15-18-Jährigen relativ stabil blieb. Die Konkurrenz ist groß. Nach der Schule locken Playstation, Smartphone und Co. Und wem will man es verübeln? Weltmeister auf der Playstation zu werden, statt am Sonntag früh um 9 auf der Ersatzbank zu hocken, klingt nach der Freizeitaktivität, die mehr Spaß verspricht. Keine schöne Entwicklung, wenn man bedenkt, dass immer mehr Menschen schon im Kindesalter mit Übergewicht zu kämpfen haben. Am Ende geht es ja nicht nur darum gut Fußball spielen zu können und die vielleicht nächsten Weltmeister auszubilden, sondern einer breiten Schicht der Bevölkerung Spaß und Freude an Sport und körperlicher Bewegung zu vermitteln.

Was also tun? Der im diesen Jahr verstorbene ehemalige Hockeynationaltrainer Horst Wein, fand das eine Veränderung der Wettbewerbsstruktur und eine Anpassung des Fußballspiels auf die Bedürfnisse der Kinder her müssten, um weniger Kindern den Spaß am Fußball und Sport im Allgemeinen zu verderben. Bereits in den 80er Jahren entwickelte er in seinem Ausbildungskonzept (Fútbol a la medida del niño – das Standardwerk des spanischen Fußballverbands) daher eine Spielform, die dem Alter der Kinder entsprechen sollte. Kritisiert von seinem eigenem Sohne bezüglich seiner Trainingsmethoden wandte sich Wein beim FC Barcelona dem Kinderfußball zu und entwickelte Funiño, oft auch als Minifußball bezeichnet. Funiño setzt sich aus dem englischen Wort für Spaß (Fun) und dem spanischen Wort für Kind (Niño) zusammen. Es soll also in erster Linie darum gehen, dass Kinder Spaß beim Fußball haben, denn nur dann können sie sich weiterentwickeln und dem Sport möglichst lange erhalten bleiben.

Worum geht es nun bei Funiño? Die Grundidee besteht darin das Spielfeld und Spieleranzahl altersgerecht anzupassen. Die Regeln werden vereinfacht, um die Komplexität des Spiels zu reduzieren, so dass es sich schneller und leichter erlernen lässt. Gespielt wird im 3 gegen 3 auf einem 20-25m x 35-40m großem Feld (je nach Entwicklungsstufe) mit vier statt nur zwei Toren. Torhüter gibt es keine, eine Einteilung in Angreifer, Mittelfeld und Verteidiger gibt es nicht – alle müssen alles machen und sollen dafür später variabler sein. Einwürfe, An,- Ab- und Eckstöße werden abgeschafft. Die Kinder sollen den Ball die ganze Zeit am Fuß haben, um ihre Dribblingfähigkeiten auszubauen. Die vier Tore sollen helfen, die Spielintelligenz zu entwickeln, die Übersicht im Spiel zu behalten. Wein bezeichnet Funiño als das ideale Spiel für 8- bis 9-jährige Kinder. Ein Alter in dem sie wenig mit festen Anweisungen konfrontiert werden sollen, um eigenständig Lösungen und kreative Wege zu finden. Der Straßenfußball von früher, als Kinder viel weniger und später im Vereinsfußball zu finden waren und niemand an der Seitenlinie stehend Anweisungen gebrüllt hat, soll damit in die Vereine zurückgeholt werden.

Hier die Vorteile von Funino im Vergleich zum 7vs7

Mittlerweile hat sich Funiño in einigen Teilen Deutschlands etabliert. Die TSG Hoffenheim war eine Vorreiterin in dem Bereich und ließ das Ganze wissenschaftlich untersuchen; Ergebnis: die Kinder rennen mehr, sie führen häufiger Zweikämpfe, sie schießen mehr, sie haben mehr Ballkontakte und sie erzielen Tore am Fließband. Und darum geht es doch beim Fußball, ums Tore schießen. Auch in Bayern werden, begleitet vom Institut für Sportwissenschaft und Sport, Funiño Festivals und Funiño-Ligen seit diesem Jahr für G- und F-Junioren veranstaltet. Auch hier wurden die gleichen Vorteile gegenüber Fußball 7 gegen 7 herausgestellt. Und noch ein wesentlicher Punkt spricht für Funiño, alle Kinder dürfen spielen, keiner muss auf der Ersatzbank sitzen oder zu Hause bleiben.

Auch in Falkensee versucht man aufgrund der genannten Vorteile die Idee des Funiño umzusetzen. Bei Eintracht Falkensee bildet Funiño bereits seit Längerem einen festen Bestandteil des Trainings einiger Mannschaften. In der G-Jugend versucht man aktuell die Idee fest zu etablieren, so dass Funiño einen immer wiederkehrender Baustein des Trainings bildet und auch eine eigene Funiño-Liga gibt es. In der Funiño Super League spielen über 40 junge Kicker aus G- und F-Jugend für Real Makkaroni, AC Milchbrötchen, FC Bratwurst Marmelade, FC Bananeneis, FC Leberwurst und Ajax Apfelmus, so die Namen der teaminternen Vereine, für die die Kleinen versuchen Tore zu erzielen. Auch den Familien der Kinder kommt dies zugute. Nicht jeder möchte schon in diesem Alter jedes Wochenende auf dem Fußballplatz verbringen. So nimmt die interne Liga den Druck und Stress immer eine Mannschaft stellen zu müssen, wenn es einen offiziellen Spieltermin gibt. Und in regelmäßigen Abständen lädt man Gäste anderer Vereine ein. So waren im Herbst die Kinder von Schwarz Weiß Spandau, FC Grunewald und Hertha 03 Zehlendorf zu Besuch. Teilweise konnten dabei mehr als 30 Kinder gleichzeitig Fußball spielen und bisher waren alle begeistert. Die Kinder kommen damit in der Regel sehr schnell zurecht. Oft sind es die Erwachsenen, die meinen man mute den Kindern zu viel Neues zu.

Welcher Verein Lust hat mit der Eintracht mal Fußball in etwas anderer Form zu spielen, der darf sich gerne unter info@eintrachtfalkensee.de oder 03322 / 12 89 165 melden. Am allermeisten sucht der Verein neben Spielpartnern allerdings nach engagierten Trainern und Betreuern. Denn in dem Alter mangelt es (noch) nicht an fußballbegeisterten Kindern, dafür aber umso mehr an Trainern, egal ob jung oder alt. Neben der altersgerechten Spielform spielt nämlich auch die richtige Betreuung und das Betreuungsverhältnis eine zentrale Rolle um die Minikicker bei der Stange zu halten.

Ob draußen oder in der Halle, durch seine Vielfalt lässt sich Funino überall spielen.

Ob draußen oder in der Halle, durch seine Vielfalt lässt sich Funino überall spielen.

Fotos sind von Ivonne Jäger und Katja Gründel